Mein erstes Werk

 

Mitten in Berlin

am Rande vom Westen

wie es war und hätte gewesen sein können

 

für meine Nachbarn aus Moabit, dem Hansaviertel und unsere interessierten Gäste

 

ist inzwischen vergriffen

 

 

 

 

 

 

Das Exposé zum Familienroman

 

Mitten in Berlin

 

Am Beispiel dreier Familien (sozialdemokratisch, adlig und jüdisch) wird episodenhaft ab 1881 über vier Generationen vom Leben, Lieben und Leiden in Berlin Moabit und dem Hansaviertel erzählt. Die fiktiven drei Familien bewohnen die beiden repräsentativen Stadtvillen in der Klopstockstraße  (nahe S-Bahnstation Tiergarten) und am Hansaufer  (Spreeufer nahe Schloss Bellevue). Die Episoden konzentrieren sich in der Regel auf historische Situationen die im Hansaviertel und „nebenan“ geschehen sind z. B.:

  • Entwicklung und Aufbau des Hansaviertels nach 1881
  • Westfront 1918
  • Ausrufung der Republik 1918
  • Weltwirtschaftskrise, Oktober 1929
  • „Machtergreifung“, Reichstagsbrand 1933
  • Zerstörung des Hansaviertels 1943,
  • Flucht 1945
  • Ende der Berlinblockade 1949
  • Aufstand und Niederschlagung am 17. Juni 1953
  • Internationale Bauausstellung im Hansaviertel 1957
  • Mauerbau 1961
  • Erschießung von Benno Ohnesorg 1967
  • Weltjugendfestspiele 1973 in Ostberlin
  • Biermannausbürgerung 1976
  • Wende 1989
  • Hauptstadtbeschluss 1991

 

Die Mitglieder der drei Familien begegnen historischen Persönlichkeiten und interagieren fiktiv mit ihnen. Die Internationale Bauausstellung bildet einen besonderen Schwerpunkt des Werkes

 

Der Autor ist Gründungsmitglied des Bürgervereins Hansaviertel (2004) und war 7 Jahre erster Vorsitzender.

Bei seiner Foto- und Filmarbeit, den Interviews mit Bewohnern aus Moabit und dem Hansaviertel, äußerte eine Dame den Wunsch, um 1910 durch das Viertel gehen zu können. Dieses war eine der Motivationen, sich in die Historie dieses bewegten Berliner Stadtteils hinein zu begeben. Das vorhandene Archivmaterial des Bürgervereins, der Hansabibliothek und weitere Recherchen ergaben die Chance, eine faktenreiche Familiengeschichte zu schreiben.

 

Besonders die Gespräche, Interviews und Anekdoten haben das soziale Leben nachvollziehbar gemacht und sind so zum Inhalt dieses Romans geworden.

Den Einwohnern und Besuchern dieses Viertels ist der historische Boden auf dem sie sich bewegen selten bekannt. Diese Wissenslücke will der Autor auf unterhaltsame Art schließen. Eine Verstärkung des Heimatgefühls der Bewohner ist durchaus beabsichtigt. Auch Berlinbesucher sollen motiviert werden, „auf den Pfaden“ der drei Familien durch das Viertel zu wandeln.

 

Ein  Familienstammbaum ist dem Werk beigefügt.

 

 

Die Veröffentlichung wurde zum jetzigen Zeitpunkt geplant, da das Hansaviertel der Internationalen Bauausstellung 1957 im Jahr 2017 60jähriges Jubiläum feiert und der Bürgerverein mit öffentlicher Unterstützung dazu „sein Viertel“ verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit rücken wird. Einen Hinweis zu dem Roman wird es sicher auf der Homepage des Vereins www.hansaviertel.eu geben.

 

Der Roman beinhaltet ca. 750.000 Zeichen bzw.  400 Buchseiten

und wiegt rd. 500 Gramm

 

 

 

Der Einband

 

 

 

 

Eine Leseprobe

 

Eva Rosenberg, Juni 1910

 

Die 18jährige Eva Rosenberg, Tochter von Rebecca Rosenberg, geborene Salomon, verließ die Wohnung ihrer Eltern in der Klopstockstraße. Die Familie wohnte im 2. Stock. Unter ihnen in der „Belle Etage“ wohnten die Großeltern, der Bankier Ephraim Salomon mit seiner treusorgenden Gattin Wilhelmine. Eva, nur 1,58 Meter klein, zierlich mit wuscheligen, schwer zu bändigenden, mähnenartigen schwarzen Haaren trug oft ein langes Kleid, das fast den Boden berührte. Ihre Füßchen steckten in den hoch geschnürten Lieblingsstiefeln. Den Strohhut hatte sie kess etwas schräg aufgesetzt. Erste Lachfältchen begannen sich behutsam in den Augenwinkeln auszuprägen. Mit ihrer geradlinigen, scheinbar die Stirn nach unten verlängernden Nase war sie dabei, sich zu einer klassischen Schönheit zu entwickeln. Sie war zum Kaffee bei den von Klipnings eingeladen. Mit federndem Schritt ging sie Richtung Hansaplatz. Sie registrierte kaum die prächtigen Stadtvillen, die so kurz nach ihrer Geburt dort entstanden waren. Hochherrschaftliche zweistöckige Häuser mit Erkern, dorischen Säulen, Türmen, barocken Stilelementen, Balkonen, stuckverkleideten Fassaden mit Loggien betonten das Selbstwertgefühl ihrer Immobilieneigentümer und wohlversorgten Mieter. Die kleinen Platanen am Straßenrand, erst vor wenigen Jahren gepflanzt, spendeten ein wenig Schatten. In den Tiefgeschossen der Häuser waren die Läden geöffnet. Sie deckten nicht nur die Bedürfnisse des täglichen Bedarfs im Viertel ab. Gleich neben dem Kartoffelgeschäft wurden Kohlen, Koks und Briketts verkauft. Das Angebot an Obst und Gemüse versorgte den Vitaminbedarf der Einwohner. Der Friseur, ein Damen- und Herrensalon, hängte gerade seinen silbernen Teller, das Symbol seiner Gilde, vor den Eingang. Weiter ging Eva an dem Pelzwarenladen, der Buchhandlung und dem Weinladen vorbei. Ein Eisverkäufer hatte seinen Stand aufgebaut. Eine kleine Schar von Kindern hielt ihr Kupfergeld in den verschwitzten Händen. Schokoladeneis war gerade der große Favorit. Wenige Schritte weiter drehte der Leierkastenmann die Kurbel und spielte "In Pankow ist Musike". Über das Kopfsteinpflaster rollte eine einspännige Kutsche. Die Pferdehufe und die  knirschenden, eisenbeschlagenen großen Räder zeugten vom Verkehrslärm der Zeit. Ein Schutzmann mit Pickelhaube und Kaiser-Wilhelm-Bart drehte seine Runde. Freundlich grüßte er Eva mit einem lässigen Griff an seine Kopfbedeckung. Vom Hansaplatz ertönte das Knallen und Geknatter eines frisch gezündeten Automobils mit Verbrennungsmotor. Der Chauffeur veränderte die Einstellungen von Zündung und Vergaser. Mit ungeduldigem Blick saß der schnauzbärtige Fahrgast auf der hinteren, gut gepolsterten Lederbank. Das Verdeck war zurück geklappt. Der Herr hielt seinen Hut fest, um ihn bei dem ungewohnten Fahrtwind vor dem Abflug zu bewahren. Kurz vor der Kreuzung drückte der Fahrer auf den Gummiball der Hupe. Ein ungewöhnliches "Böööp" erschallte. Weiter ging es, vorbei an dem repräsentativen Bau des Reichsgesundheitsamtes in der Klopstockstr. 20. Eva verlangsamte ihr Tempo. Diese Institution beeindruckte sie. Robert Koch, der Nobelpreisträger für Medizin von 1905, hatte hier als Medizinalrat gearbeitet. Vor wenigen Tagen war er in Baden-Baden verstorben. Eva träumte davon, Ärztin zu werden. Seit zwei Jahren war es auch in Preußen Frauen erlaubt, ein Studium zu beginnen. Mit dem Fahrrad würde sie zur Friedrich-Wilhelms-Universität unter den Linden und zur Charité fahren. Sie war mit der Skepsis der Männer ihrer Zeit gegenüber studierten Frauen aufgewachsen. Bei den statusbewussten Ärzten war dieses Vorurteil besonders ausgeprägt. So würde sie im Studium mehr leisten müssen als ihre männlichen Kommilitonen. Zuletzt hatte sie die Vorurteile gegenüber dem weiblichen Geschlecht bei den Prüfungen zum Abitur durch die Herren Studienräte erfahren müssen.

Ganz in ihre Gedanken versunken, überquerte sie die Straße und trat dabei in eine kleine Ansammlung noch warmer Pferdeäpfel. „Scheiße“ entfuhr es ihr. „Genau“, kommentierte ein vorbei eilender junger Herr mit einem schadenfrohen Grinsen. Ihre schönen Stiefelchen. Die braungrüne Soße lief an den feinen Nähten herab. An dem Metallzaun des nächsten Vorgartens versuchte sie, sich von dem gröbsten Mist zu befreien. Sie wünschte spontan, dass dieser lästige Schmutz bald nicht mehr überall herumliegen möge. „Nur noch Autos und keine Pferde mehr, das wär was,“ murmelte sie vor sich hin.

Als sie unter der Stadtbahnunterführung an der Ecke zur Flensburger Straße hindurchging, donnerte eine Dampflok mit den Personenwagen des Vorortzuges über sie hinweg. Sie beschleunigte ihre Schritte. Noch ein kurzer Abstecher durch die Brückenallee, Richtung Moabiter Brücke. An der Ecke zum Holsteiner Ufer sprang sie die sechs Stufen zum Baumkuchenkaffee Buchwald hinauf. Die Türglocke erschallte und schon stand Eva vor der Pracht der Konditorenkunst des Hoflieferanten. Die Erdbeersahnetorten, Herrenkuchen, Schokotorten, Fruchttörtchen und Käsesahnetorten in den Glasvitrinen waren akkurat ausgerichtet. Sie ließ sich einige der sahnigen Leckereien auf das größte Papptablett stapeln und geschickt verpacken. Am Spreeufer entlang ging Eva weiter zur Ecke Claudiusstraße. Gegenüber auf der anderen Spreeseite in Moabit klapperten die Milchkannen der Bollezentrale. Es rollten die Milchwagen, von Pferden gezogen, um sich neu mit Milch, Käse, Butter und Sahne beladen zu lassen. Stolz saßen die ganz in weiß gekleideten Kutscher und Verkäufer auf dem Bock ihrer Sahnekutschen.

Pünktlich, wie verabredet, betrat sie um 4 Uhr das herrschaftliche Haus der von Klipnings. Die Familie bewohnte die Räume in der ersten Etage. Die anderen Stockwerke waren vermietet. Das Treppenhaus war mit dunklem Eichenholz verkleidet. Es war mit filigranen Mustern und Rosetten verziert. Die Stützpfosten des Geländers waren fein gedrechselt. Kaum hatte sie den Türklopfer betätigt, öffnete auch schon die Hausdame. Sauber mit Häubchen und akkurat gestärkter weißer Schürze uniformiert geleitete sie den Gast in die gute Stube. Ein aromatischer Kaffeeduft verstärkte Evas Appetit auf die gekauften Naschereien. Mutter Johanna saß mit ihrem Mann, dem 70jährigen Karl-Gustav von Klipning sowie dem 18jährigen Sohn Wilhelm und dem gerade 16 gewordenen Max im Salon. Beim Eintritt von Eva sprangen bis auf Karl-Gustav alle auf. Von adliger Distanz konnte keine Rede sein. Man umarmte sich, wie es vertraute alte Freunde eben tun. Wilhelm hielt Eva ein wenig länger, bevor sie sich, mit zart geröteten Wangen, aus seinen Armen löste. Karl-Gustav hatte sich einen randvoll gefüllten Cognacschwenker neben seine Kaffeetasse gestellt. Eva öffnete ihre lederne Schultertasche mit den silbernen Metallverschlüssen. Daraus zog sie die neueste Schelllackplatte von Enrico Caruso hervor und präsentierte sie voller Stolz. Max, der Mann fürs Praktische, machte sich umgehend am neuen Grammophon mit dem riesigen Klangtrichter zu schaffen. Unter neugieriger Beobachtung aller Anwesenden legte Max behutsam den Tonarm mit einer neuen Nadel in die Rille der schwarzen Scheibe. Schon erklang die Stimme des italienischen Wundertenors und es tönte "La Donna e mobile" aus dem Trichter. Keiner sprach ein Wort, bis Stimme und Musik in einem regelmäßigen Knack der Auslaufrille erstarben. Bald darauf hatte das Federwerk seine Arbeit getan und die Platte hörte auf, sich zu drehen. Geräuschlos waren inzwischen von der Hausdame der Kuchen serviert und Kaffee eingeschenkt worden. Jeder nahm sich nach Bedarf Milch, Sahne oder Zucker. Alle sprachen den leckeren Stücken zu. Plötzlich war da etwas. 

 

 

 

Der Übersichtsplan

 

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© Thilo Geisler